Bodengesundheit bedeutet...
Lebendigkeit im Verborgenen und das in einer Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und vor allem: Die Zukunft. Wie gesund ein Boden ist, hängt stark von unserem Tun ab. Denn Boden liegt nicht nur einfach als geschichteter Haufen da. Er lebt und atmet und ist das, was gemeinsam aus der belebten und unbelebten Umgebung am Standort entstanden ist und sich stets laufend (weiter)entwickelt.
Böden sind ein Spiegelbild unseres Tuns. Leicht erkennbar an den Böden, die wir direkt bearbeiten. Alles wirkt sich unmittelbar aus. Wenn wir ihn offenlegen und zu stark davon zehren, ist er verletzlich - wäscht und laugt aus. Wenn wir ihn pflegen, gedeiht er und baut wertvollen Humus auf.
Als Agrarbiologin beschäftigen mich besonders die Ökosysteme unserer Kultur- und Naturlandschaften. Nur gesunder Boden ergibt stabile Biodiversität, gesunde Nahrungsmittel, wertvolle Wasserspeicher, Halt und Nahrung und alles, was wir für uns Menschen und eine gesunde Umwelt brauchen – vor Ort und global.
Böden als "Archive der Vergangenheit"
Böden erzählen uns fast alles. Sie sind Archive der Vergangenheit. Unter konservierenden Bedingungen z.B. in Mooren und Seesedimenten konnten sich Pollen und Sporen, Makroreste wie Samen, Pflanzenteile und vieles mehr unter Sauerstoffabschluss erhalten.
In der mikroskopischen Analyse aus den präparierten Probenhorizonten lassen sich zeitlich geschichtet ganze Landschaften rekonstruieren. Wie Puzzleteile fügen sich Bilder aus Vegetation, Wäldern, Klimaten, menschlichen Eingriffen wie Waldrodungen und Anbauformen zusammen und können so besser verstanden werden.
Gesunde Böden bringen Vielfalt
Bodenvielfalt ist gleich Artenvielfalt. Und damit ist nicht nur der Boden selbst gemeint mit seinen unzähligen Kleinstlebewesen und Mikroorganismen, die wiederum die lebenswichtigen Prozesse für einen lebendigen Boden aufrechterhalten. Wenn wir genau hinschauen, können wir vieles von dem, was auf ihnen wächst und gedeiht lesen und Verborgenes somit „sichtbar machen“. Vielfalt nach Bodenart.
Die Zusammensetzung einer Pflanzengesellschaft verrät es uns:
Der Wiesensalbei (Salvia pratensis) oder die Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) stehen beispielsweise für magere, trocken-sonnige Bereiche in einer Salbei-Glatthaferwiese, während der Löwenzahn (Taraxacum officinale) eine Zeigerpflanze für Stickstoff und Eutrophierung ist und die Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) wechsel-feuchte Lebensraumbedingungen anzeigt. Als Kennarten charakterisieren sie ganze Artengemeinschaften. Nur biodiverser Boden ist in der Lage, auf Schieflagen aus der Vielfalt heraus zu reagieren und damit für ein gesundes Gleichgewicht zu sorgen. Stabilität, die wir dringend brauchen. Jetzt und in der Zukunft.